26.März 1841 - Ronneburg (Thüringen)
in: Lieder vom Weben und Spinnen Lieder vom Weben und SpinnenIhr Brüder, laßt uns stimmen an

Ein Lied von jenem Tag
Da alle folgten Man für Mann
Dem stillen Tambour nach.
Ja, ja, ja usw

Industrie, o Industrie
Du edler Zweig der Kunst
Wir gaben uns so viele Müh
Obgleich es war umsonst

Da hat uns Paulus anbefohlen
Das Lamm laßt euch nicht nehmen
Den wenn ihr in den Himmel kommt
Da müßt ihr euch ja schämen

Seht ihr auf jenem Hügel dort
Die alte Hütte stehen ?
Da drinnen stehen Maschinen
Sollen von sich selber gehen

Die wollen wir nicht haben
Die von sich selber gehen
Drum wollen wir sie zerschlagen
Das können wir frei gestehen

Wir hatten es vernommen
Daß sie schon wären da
Rapport ward gleich genommen
Zum Handwerk in Gera

Sie wurden aufgeschlagen
Und zierlich hingestellt
Man könnte beinahe sagen
Nichts schöneres in der Welt

Das hatte uns verdrossen
Geärgert noch viel mehr
"Die Hütte wird beschossen,
's gibt keine Stühle mehr."

Am 26. Abend
Im kühlen Monat März
Das Bier, das war so labend
Wir alle hatten Herz

Am Tage war befohlen
Ein Umlauf in der Stadt
Der Teufel soll den holen
Der es verraten hat

Wenn wir heut' Feierabend machen
Da kommt ins Gartenhaus
Es geht dann zum Kampfe
Gleich nach dem Brunnen naus

Es schlug die Uhr halb neun
Da waren wir alle da
Wir stellten uns in reihen
Und was, ach, was geschah !

Nun ging's mit Axt und Hammer
Nach jener Hütte hin
weh! O weh! Welch Jammer
Die guten, schönen Maschinen
Wir waren noch nicht alle rein

Da klirrten Türen und Fensterscheiben
Wir waren noch nicht alle rauf
Schlug man schon tüchtig drauf
Da hörte man bald ein Krachen

Ein Bravorufen auch
So mancher mußte lachen
Doch manchen ärgert's auch
Da klimpert die alte Schnalle

Gleich einem Schellenbaum
Kein Apfel konnte zur Erde
So wenig war noch Raum
Da flogen Blätter und Geschirre

In der Menge dort herum
Das Zeug kam in die Wirre
Liebe Brüder, fragt: Warum?
Eine Frau in der weißen Haube

Und in der hand ein Licht
Die sperrte Maul und Nase auf
Wohl über die Geschicht'
Es wurde jetzt befohlen

In Herzogs Namen: Ruh!
Den Herzog tun wir ehren
Wir gehen jetzt zur Ruh
Ich lag auf Donnerwache

Schlief auf dem Kanapee
Man rüttelt mich, man schüttelt mich
Komm, Fritzchen, komm doch, steh!
Ich eilte in vollem Schlafe

Wohl auf die "Schnalle" zu
Doch als ich dort anrückte
War alles schon zur Ruh
Es tat ein jeder pochen

Aus Leibeskräften fest
Doch ach, nach wenig Wochen
saßen wir schon hart und fest
Kaum waren sie zerbrochen

Nahm die Justiz uns fest
Wir sitzen Tag und Wochen
Noch immer im Arrest
Viel Herren untereinander
Die saßen dann insgeheim

Wo müssen die Schnurrbärte
nur hingekrochen sein
Das mußten wir dann büßen
Im dunklen Kerker hier

Doch können wir begießen
Die Gurgel jetzt mit Bier
Nun lasset sie nur schlafen
Sie sind in guter Ruh

Sie tun uns nicht mehr schaden
Deckt sie mit Erde zu
Wir wollen sie nicht haben
Die schön alleine gehen

Drum haben wir sie zerschlagen
Das wollen wir frei gestehen.

Steinitz, Band I, S. 249ff
Startseite Familienforschung - Seiten-Verzeichnis - Nachnamen-Index - Tafeln - zurück zur Genealogie-Hauptseite - zurück zur Familientreffseite

alle Angaben ohne Gewähr
Autor:
Franz-Thomas Fischer
Düsseldorf

Diese Seite wurde erstellt mit John Cardinal's Second Site v1.9.16.
WWW-Auftritt aktualisiert am 19.11.2013 um 22:42:52 aus VOGELOERTELFISCHER040914; 753 Personen